Liechtenstein-Delegation am Singapur Fintech Festival
Wenn sich zwei Nationen treffen, um sich inspirieren zu lassen und den Grundstein zu legen, um das Land als Blockchain- und Fintech-Hub zu positionieren.
Zum ersten Mal seit der Covid-Pandemie und einer weltweiten Reisebeschränkung hat Singapur wieder erfolgreich das erste Fintech-Festival persönlich ausgerichtet. Die Konferenz wurde von Delegierten aus über 100 Ländern besucht. Darunter auch eine Gruppe von Delegierten aus Liechtenstein. So haben sich diverse Vertreter der Regierung, der FMA, des liechtensteinischen Bankenverbandes, von NÄGELE Rechtsanwälte, der VP Bank, der LGT sowie mehrere Freunde Liechtensteins dieser Delegation angeschlossen.
Neben der umfangreichen Ausstellungsfläche verschiedener Fintech- und Blockchain-Unternehmen gab es auch zahlreiche Bühnen, auf denen Experten Keynote-Vorträge mit dem Publikum geteilt haben.
Die wichtigsten Erkenntnisse, die Ravi Menon, CEO der Monetary Authorities of Singapore (MAS), vermittelte, waren eine sehr klare Aussage und Vision zur Positionierung von Singapur. Zusammengefasst nachstehend die wichtigsten Erkenntnisse:
- In den nächsten drei Jahren wird sich das Geldsystem grundlegend verändern: Neben den herkömmlichen Technologien, die auf Sofortzahlungsverfahren basieren, werden weitere dezentrale Netzwerke wie die digitale Zentralbank (CBDC) zur bestehenden Infrastruktur hinzukommen.
- Sobald die aktuellen Zahlungssysteme auf CBDC umgestellt sind, wird auch klar sein, dass Geld programmierbar ist. Das «programmierbare Geld» wird es den «Absendern» ermöglichen, die Verwendung dieses Geldes zu steuern und zu kontrollieren. Wallets und digitale IDs können kombiniert werden. Dies hat zur Folge, dass die Protokolle offen bleiben, sodass die Transaktionen weiter zurückverfolgt werden können. Gleichzeitig können die Nutzerdaten geschützt werden, um die Datenschutzbestimmungen zugunsten der Nutzer zu erfüllen. Darüber hinaus hat Vitalik Buterin, der Gründer von Ethereum, bei einem der wenigen öffentlichen Auftritte auf der SFF seine Sicht auf diese revolutionäre Infrastruktur preisgegeben.
- Neue Anbieter von Kernbankensystemen (Neo Core Banking Systems) wie Thought Maschine Mambu und Banqsoft berichten über ihre erfolgreiche Implementierung. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis das erste Neo Core Banking System in der Schweiz eingeführt wird.
- Ravi Menon (CEO der MAS Singapur) wies auf diese 5 Kerninitiativen hin, die in direkter Zusammenarbeit mit verschiedenen Ländern vorangetrieben werden (darunter auch die Schweizerische Nationalbank SNB):
- Instant Überweisungen
- Dezentral gespeicherte Datenregister (sogenannte «Atomic settlement» als Ersatz der Peer-to-Peer-Abrechnung)
- Programmierbares Geld
- Tokenisierte Vermögenswerte
- Vertrauenswürdige nachhaltige Daten
- Ein eindrucksvoller Beweis sind die zahlreichen Initiativen und Start-ups im Bereich vertrauenswürdiger, nachhaltiger Daten. Vertrauenswürdige, nachhaltige Daten basieren auf einer DLT-Umgebung. Im Nachhinein betrachtet bedeutet dies, dass es einen Konsens darüber gibt, dass die desolaten Daten verbessert werden müssen. Für die Zukunft wiederum heisst das, dass der Schwerpunkt auf Daten, Definition und Offenlegung verlagert werden muss.
Auf der SFF scheint es, dass viele Start-ups verschiedene Datendienste anbieten, die vor allem KMU unterstützen; doch sind die Unternehmen, die in der Regel «grossartige Lösungen» anpreisen, noch nicht reif genug, um den Markt vollständig zu bedienen. Das wiederum sorgt derzeit eher für Verwirrung.
In einem persönlichen Treffen mit Sopnendu Mohanti, Chief Fintech Officer bei der Monetary Authority Singapore, hat die Gruppe insbesondere die Zusammenarbeit rund um das Liechtensteiner Blockchain-Gesetz besprochen. Singapur hat das Project Orchid herausgegeben, das eine Zusammenfassung der Token Economy Projekte in Singapur beinhaltet. Dies könnte insbesondere ein erstes Kooperationsprojekt zwischen Liechtenstein und Singapur ermöglichen.
Im Rahmen der Fintech-Exkursion waren auch liechtensteinische Banken wie die VP Bank Singapur und die LGT Gastgeber der Delegation. Beide Banken wurden von den Regionalleitern vertreten und gaben einen detaillierten Einblick in das Bankenumfeld in Singapur. Darüber hinaus hat das Raffles Family Office die liechtensteinische Delegation bei einem traditionellen Meeresfrüchte-Essen empfangen und einen Einblick in das Wachstum des Standorts Singapur als wachsende Drehscheibe für Family Offices gegeben.
Ein bemerkenswerter Besuch, der die führende Rolle von Fintech in Singapur demonstriert hat, war sicherlich das Treffen mit DBS, der führenden Bank in Singapur. Es ist beeindruckend zu erfahren, dass die DBS digitale Anwendungen für ihre Kunden eingeführt hat und rund 200 APIs für ihr Kernbankensystem bereitstellt.
Da Sustainable Finance auch in Liechtenstein bei allen Banken und Partnern aus der Finanzindustrie ein Schwerpunkt ist, spielt auch die Wissenschaft eine wichtige Rolle. Die NUS (National University of Singapore) und das CSP Singapore (Centre for Sustainable Finance Singapore) haben sich ebenfalls mit der liechtensteinischen Delegation getroffen, um ihre Sicht des Marktes in Singapur und in der südostasiatischen Region zu teilen.
Ein weiterer Höhepunkt dieser Reise war der Apéro, der vom liechtensteinischen Honorarkonsul Gerald Ong ausgerichtet wurde. Die liechtensteinische Gemeinschaft in Singapur an einem Ort mit einem atemberaubenden Blick über die Marina Bay zusammenzubringen, war sicherlich ein schöner Abschluss des ersten Tages der Delegation.
Neben der Fintech-Branche besuchte die Gruppe auch Sustenir, ein Unternehmen für vertikale Indoor-Farming. Aufgrund des begrenzten Platzes für die Landwirtschaft auf dem Land in Singapur gibt es in Singapur kaum eine landwirtschaftliche Produktion. Aus diesem Grund werden alle frischen Produkte täglich aus Ländern wie Europa, Australien und Neuseeland importiert. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Ben Swan, CEO von Sustenir, ein innovatives Indoor-Farming-Lagerhaus entwickelt hat, das es ermöglicht, Salat wie z.B. die Hausmarke Kinky Kale, Rucola und verschiedene frische Kräuter in Innenräumen anzubauen.
Mit dieser neuen Technologie ist es möglich, frisch geschnittenes Grünzeug auf dem lokalen Markt zu vertreiben.
Zusammenfassend hat die erste liechtensteinische Delegation viel Sinnvolles und Beeindruckendes von den freundlichen Gastgebern aus Singapur mitnehmen können.
Die Delegation hat eine Einladung ausgesprochen, nächstes Jahr im Frühjahr eine Delegation aus Singapur in Liechtenstein zu empfangen und zu beherbergen. Zweifelsohne gibt es viele Synergien, die beide Länder nutzen und voneinander lernen können. Wir freuen uns darauf, Singapur in Liechtenstein willkommen zu heissen.