Nachhaltigkeit - wichtiger denn je!
Das Coronavirus hat alle fest im Griff: Politik, Behörden, Wirtschaft, Medien und jeden einzelnen. Auch auf EU-Ebene dreht sich zu Recht alles darum. Dass dabei allerdings auch andere wichtige Herausforderungen nicht in Vergessenheit geraten sind, hat sich kürzlich gezeigt. Die EU-Kommission hat letzte Woche das Thema Nachhaltigkeit wieder auf die Agenda gebracht und eine breitangelegte Vernehmlassung über ihre erneuerte Strategie in Sachen «Sustainable Finance» veröffentlicht.
Das ist richtig und wichtig. Covid-19 benötigt kurz und mittelfristig unsere volle Aufmerksamkeit und langfristig dürfte sich wirtschaftlich, politisch oder gesellschaftlich einiges verändern. Und doch führt kein Weg an einer Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft zu mehr Nachhaltigkeit vorbei.
Covid-19 und die SDGs der UNO
Vielmehr mag Covid-19 das Ganze gar noch beschleunigen, indem z.B. zukünftige Konjunkturprogramme nachhaltige Kriterien berücksichtigen müssen. Die EU hat die Bedeutung von Sustainable Finance früher als andere erkannt und Massnahmen eingeleitet. In Liechtenstein rennt sie damit offene Türen ein. Land und Banken verfolgen seit langem einen umfassenden, holistischen Ansatz, der nicht bloss Klimafragen, sondern alle 17 strategischen Entwicklungsziele der UNO (SDGs) berücksichtigt. Und dabei hat Covid-19 einen Bezug zu fast allen davon. Die Gefahr ist gross, dass die ärmeren Bevölkerungsschichten nicht nur vom Virus am meisten betroffen sind, sondern auch von den ökonomischen und gesellschaftlichen Nachwirkungen. Gerade aus diesem Grund ist beispielsweise die Liechtenstein Initiative zur Bekämpfung von Menschenhandel und moderner Sklaverei wichtiger denn je.
Teure, aber nötige Transformation
In ihrer Botschaft zur Vernehmlassung hat die EU richtigerweise einmal mehr betont, dass diese Transformation erhebliche finanzielle Mittel der gesamten Wirtschaft benötigt. Der zuständige EU-Kommissar Valdis Dombrovskis betont die grosse Bedeutung des Finanzsektors als Bindeglied zwischen Angebot und Nachfrage. Er sagt aber auch, dass gerade der Finanzsektor sich immer noch nicht rasch genug transformiert. Die EU hält an ihrem ambitiösen aber alternativlosen Ziel eines klimaneutralen Europas in 2050 fest. Dazu braucht es neben anderem auch ein Instrumentarium, um vorhandene Klima- und Umweltrisiken besser zu managen und in das globale Finanzsystem zu integrieren. Der Liechtensteinische Bankenverband (LBV) teilt diese Einschätzung. Es muss noch schneller und entschlossener gehandelt werden. Nachhaltigkeit ist der Schlüssel der Transformation und muss trotz Corona-Krise entschlossen vorangebracht werden. Der Liechtensteinische Bankenverband (LBV) begrüsst vor allem auch, dass diese Vernehmlassung an alle Player aus Wirtschaft, Politik oder Nichtregierungsorganisationen gerichtet ist. Damit werden alle relevanten Stakeholder gleichermassen einbezogen. Die Ergebnisse dürften daher sehr breit abgestützt sein.
Internationale Zusammenarbeit essenziell
Ähnlich wie bei der Corona-Krise reicht es aber nicht, wenn alle an eigenen Lösungen arbeiten. Auch das Klima im Speziellen und die Nachhaltigkeit ganz generell kennen keine Landesgrenzen oder betreffen nur einzelne Industrien oder Gruppen. Daher kann nur ein entschiedenes, gemeinsames Vorgehen erfolgreich sein. Die EU-Kommission hat dies erkannt und ist im Lead. Die Banken in Liechtenstein und der LBV unterstützen dies und werden weiterhin einen aktiven Beitrag dazu leisten.
Konsultation zur erneuerten «Sustainable Finance» - Strategie der EU
FC4S-Bericht - «Implication of the COVID-19 Pandemic for Global Sustainable Finance» (nur in Englisch erhältlich)